Willkommen zur Charaktererschaffung in ScoreKeeper!

Im Vergleich zu vielen anderen modernen P&P-Systemen ist die Charaktererschaffung bei Scorekeeper relativ ausführlich und detailliert. Wir sind erklärte Fans von Charakteren, die eine gewisse Spieltiefe besitzen und sich in ihrer Umgebung dreidimensional anfühlen. Diese Liebe zum Details spiegelt sich auch in Scorekeeper wider und mag einigen von Euch als zu langwierig und aufwändig vorkommen – das können wir gut verstehen.

Das schöne an Scorekeeper ist, dass es als System weitgehend modular aufgebaut ist und Euch viele Freiheiten lässt. Ihr braucht keine Vor- und Nachteile für Charakter in Eurer Kampagen? Kein Problem, lasst sie weg! Das Inventarsystem ist zu umständlich und hat in Eurer Urban Crime Story keinerlei Sinn? Raus damit! Ihr haltet Professionen für Eure Spielwelt für unpassend? So long, suckers! Ihr versteht, was wir meinen.

Genauso verhält es sich mit den Punkten, die Ihr für Attribute, Fertigkeiten etc. vergeben werdet – wir liefern Euch in den Grundregeln nur Vorschläge aus unserer Spielerfahrung. Die genauen Punktwerte, die Euch zur Erschaffung zur Verfügung stehen, sind mit Eurem Spielleiter abzusprechen. Entscheidet gemeinsam in Eurer Gruppe bzw. mit Eurem Spielleiter, welche Teile der Charaktererschaffung Ihr nutzt und auf welche Ihr verzichten könnt, wie viele Punkte jeweils zu verteilen sind und ob es vielleicht noch Erweiterungen gibt, die Ihr zur Erschaffung mit einbeziehen könnt.

Achtung, dieser Absatz ist Spielleiter-Geschwafel. Wenn Ihr direkt zur Charaktererschaffung weiterziehen wollt, kein Problem. Könnt Ihr auch später noch lesen.

In unserem Verständnis von gutem Rollenspiel sollte immer erst die Idee für einen Charakter entstanden sein, bevor irgendwelche Werte festgelegt werden. Die Vorstellung von der Figur, die Ihr spielen wollt, sollte die Erschaffung des Charakters bestimmen – und nicht umgekehrt. Gerade für Einsteiger kann es manchmal schwierig sein, von sich aus eine konkrete Idee für eine fremde Welt zu entwickeln, und viele Rollenspielsysteme begegnen dieser Herausforderung mit Charakter-Archetypen. “Der Krieger”, “der Schurke” oder “der Magier” sind greifbare Vorstellungen, zu denen eigentlich jeder automatisch ein Bild im Kopf hat – erfahrene Rollenspieler fühlen sich davon wiederum oft eingeschränkt, weshalb solche Systeme dann irgendwann Features wie “Multi-Classing” oder ähnliches eingeführt haben.

In Scorekeeper gibt es keine Archetypen oder Charakterklassen. Auch wenn Charaktere regeltechnisch Berufe (wir nennen sie “Professionen”) erlernen können, bestimmt dies jedoch nicht, was sie als Figur ausmacht. Die athletische Juwelendiebin kann als Profession “Bäckereifachverkäuferin” gelernt haben und in ihrer Freizeit meisterhaft Cello spielen – das System macht Euch hier keine engen Vorgaben, auch was die Weiterentwicklung Eurer Charaktere angeht. Umso wichtiger ist es also, dass Ihr vor der Verteilung von Punkten eine Idee davon entwickelt, was Euren Charakter ausmacht. Das sollte am Anfang etwas sein, dass Ihr in einem Satz zusammenfassen könnt:

“Ich möchte den abgefuckten aber genialen Privatdetektiv spielen, der den Tod seiner Familie im Alkohol ertränkt.”

“Ich will der klassische Klischee-Pirat sein, mit Holzbein und Papagei, der 30 Jahre in irgendeinem Knast saß und dabei leicht wahnsinnig geworden ist.”

“Eine Elbin. Legolas in weiblich – und in cool. Muss ich noch mehr sagen?”

Ich glaube jedem von Euch ist beim Lesen dieser kurzen Beschreibungen bereits ein Bild in den Kopf geschossen, oder? Genau darum geht es und mehr muss es für den Anfang auch nicht sein.

Auf der Suche nach einer Charakteridee solltet Ihr auch unbedingt in Kontakt mit Eurer Gruppe und Eurem Spielleiter treten. Gemeinsam entwickeln sich Charaktere immer leichter und außerdem kann man gleich erste Verbindungen zwischen den Figuren aufbauen. Das macht es dem Spielleiter nachher leichter, ein “Gruppenkonzept” zu finden und die Spieler in seiner Kampagne zu halten. Neben dem Storytelling-Aspekt hat das gemeinsame Erschaffen von Charakteren natürlich auch noch einen anderen Vorteil: Ihr könnt die Stärken und Schwächen der Figuren in der Gruppe verteilen und damit jedem Charakter einen bestimmten “Zweck”, besser eine Rolle, in der Spielergruppe geben.

Schließlich solltet Ihr gemeinsam mit Eurem Spielleiter darauf achten, dass Ihr die Eigenschaften und Fähigkeiten Eurer Charaktere der jeweiligen Spielwelt der Kampagne anpasst. In einer historischen Mittelalterkampagne könnte es beispielsweise gut sein, dass ein Spielleiter keine Basiswerte auf Lesen und Schreiben zulässt und ihr den Kauf dieser Fertigkeit mit Eurer Hintergrundgeschichte begründen müsst. Genauso könnt Ihr Vorschläge für zusätzliche Fertigkeiten oder Werte machen, die vielleicht in den Grundregeln nicht enthalten sind, aber in Eurem Kampagnensetting Sinn ergeben würden.

Ablauf der Charaktererschaffung

Wir haben für uns festgestellt, dass die Erschaffung eines Charakters nach dem Regelsystem am Besten funktioniert, wenn sie einem einprägsamen, strukturierten Ablauf folgt. Daher haben wir in Scorekeeper versucht, die Erschaffung so einfach aufzubauen, dass ihr sie nach der Erschaffung von ein paar Charakteren schon beherrscht, ohne dabei viel in das Regelbuch schauen zu müssen.

Der Ablauf der Erschaffung wird im Grunde bereits vom Aufbau des Charakterbogens vorgegeben. Daher könnt ihr jeden im Folgenden beschriebenen Schritt auch direkt in dieser Reihenfolge auf dem Bogen nachvollziehen.

Scorekeeper Charakterbogen Download (PDF)